Wie sieht die Zukunft unserer Schulen in Schwarzenbach aus?
Unterhält man sich mit den Leitungen unserer beiden Schulen in Schwarzenbach über deren Zukunft, fallen immer wieder Begriffe wie „Raumnot“ und „Schulhofgestaltung“. Beides ohne Frage wichtige Punkte. Ersteres ist tatsächlich ein Problem, welches uns bereits dieses Jahr im September treffen wird. Zweiteres ist ein bereits weit fortgeschrittenes Konzept, welches der Elternbeirat der Mittelschule gemeinsam mit den Lehrern sowie den Schülerinnen und Schülern entwickelt haben und welches die Attraktivität der Schule definitiv deutlich steigern würde.
Aber zuerst zur Raumnot an der Grundschule: Rektorin Marita Scheirich richtete sich bereits im vergangenen Jahr mit einem „Hilferuf“ an unseren Bürgermeister und den Stadtrat. „Die steigenden Kinderzahlen machen sich im Schuljahr 2022/23 an der hohen Schülerzahl von insgesamt 218 Grundschülern bemerkbar. Diese haben im aktuellen Schuljahr zu zwei großen ersten Klassen mit je 27 Schülerinnen und Schülern geführt. Auch die anderen Klassen sind zahlenmäßig sehr stark und bewegen sich zwischen 25 und 29 Kindern. Um den Regelunterricht aufrechtzuerhalten, benötigt die Schule durchgängig ein Förderzimmer für den Unterricht der Förderlehrerin. Außerdem sind für die Teilung der Klassen im zeitgleich stattfindenden Fach Religion (evangelisch und katholisch) und Ethik zusätzliche Räume erforderlich. Für die Arbeit der Lehramtsanwärterin oder Differenzierungsstunden mit Praktikanten, externen Paten oder Referenten fehlen schon jetzt die Räumlichkeiten, was oft dazu führt, dass Schülergruppen im Flur unterrichtet werden“, teilt die Schulleiterin in ihrem Brief mit und macht damit deutlich, wie sich die Anforderungen an ein modernes Unterrichtskonzept verändert haben. Zudem werden in den nächsten Jahren geburtenstarke Jahrgänge eingeschult und es ist davon auszugehen, dass alle vier Jahrgangsstufen zukünftig mit jeweils drei Klassen vertreten sein werden. „Durch die vermieteten Schulräume an den Kinderhort der AWO und die Mittagsbetreuung der Stadt Schwarzenbach fallen Räumlichkeiten weg, die dringend gebraucht werden und im Hinblick auf das Jahr 2026, in dem jedes Kind das gesetzliche Anrecht auf einen Betreuungsplatz hat, steht die Frage der weiteren Schulentwicklung im Raum“, so Scheirich weiter. Wenn man jetzt nicht als Elternteil in direktem Kontakt zur Schule steht, sind solche Dinge vermutlich gar nicht offensichtlich. Deshalb hat sich die Fraktion SPD/Grüne direkt ein Bild der Situation in der Schule gemacht und dabei wurde der beschriebene Platzmangel sehr deutlich sichtbar. Eine Situation, mit der man sich als Stadt definitiv beschäftigen muss, waren sich alle Anwesenden einig.
Um die „Situation Schule“ jedoch gänzlich zu beurteilen ist es auch notwendig, die Mittelschule mit in eventuelle Raumkonzepte einzubeziehen. Also wurde auch dort einen Termin ausgemacht, indem uns, neben einer Führung durchs Schulhaus, vom Schulleiter Lehmann und dem Elternbeirat ein tolles, gut durchdachtes Konzept über eine Umgestaltung des Pausenhofes gezeigt wurde. Grundvoraussetzung dafür ist eine Abgrenzung des Schulhofes, also eine Schließung für die Öffentlichkeit. Das wäre zwar mit überschaubarem Einsatz und Mitteln zu realisieren wäre, wurde aber bislang leider nicht in die Tat umgesetzt. Egal, ob man nun an ein gemeinsames Raumkonzept von Grund- und Mittelschule denkt oder auch nur die Mittelschule als einzelne Schule betrachtet, der bisherige Pausenhof ist weit von einem attraktiven Platz zum Erholen und Wohlfühlen entfernt. „Die Schülerinnen der GSMS erleben ihre Pause häufig nicht als Erholung, sondern als Stresssituation. Die öde Asphaltfläche bietet keine Anregungen“, schreibt Sebastian Lehmann in einem Brief an die Stadtverwaltung. „Schulzeit ist Lebenszeit, und Schule ist nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort. Der Schulhof soll durch seine naturnahe Neugestaltung nicht nur Pflanzen und Insekten Lebensraum bieten, sondern auch einen lebenswerten Lebensraum für die Schülerinnen darstellen.“ Um diese Ideen, die alle in Zusammenarbeit mit den Schülern entwickelt wurden, umzusetzen, hat bereits die Landjugend und einige Schwarzenbacher Unternehmen ihre Unterstützung zugesagt. Es müsste lediglich seitens der Stadtverwaltung noch der „Startschuss“ erfolgen und man könnte bereits noch in diesem Jahr erste Teilergebnisse einer Umgestaltung sehen.
Das alles sind wichtige Punkte, wie unsere beiden Schulen in Zukunft aussehen. Wie sie von zukünftigen Schülern und auch von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Und das geht letztendlich mit der Attraktivität unserer Stadt einher. Aus diesem Grund haben wir als Fraktion einen Antrag auf ein Entwicklungsbudget im Haushalt gestellt. Um tatsächlich richtige Entscheidungen zu treffen und ein zukunftsorientiertes Konzept aufzustellen, ist eine detaillierte Analyse unabdingbar. Dabei muss selbstverständlich in alle Richtungen gedacht werden. Kann man die Grundschule erweitern? Gäbe es eine Möglichkeit, die Mittagsbetreuung und den Kinderhort sinnvoll auszulagern, ohne dass diese wichtigen Betreuungseinrichtungen ein Nachteil daraus haben? Auch diese beiden Einrichtungen stoßen schließlich schon an ihre Kapazitätsgrenze. Dabei wäre zum Beispiel eine Integration in den geplanten Kindergarten neben der Schule denkbar. Oder wäre vielleicht sogar eine Kombination der beiden Schulen denkbar, um die vorhandenen Räume sinnvoll zu nutzen und vielleicht mit einem gänzlich neuen Ansatz mit neuem Leben zu füllen? Ideen und Ansätze gibt es viele. Aber es ist höchste Zeit, dass sich intensiv damit befasst wird. Gerne mit einem kleinen Vorlauf und nicht erst, wenn es schon fast wieder zu spät ist und man nur noch reagieren kann.
Marco Müller
Der Antrag der SPD/Grünen-Fraktion vom 28.02.2023 im Wortlaut:
Berücksichtigung „Entwicklungsbudget Zukunft Schulen“ im Haushaltsplan 2023
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Stadtrates,
im Oktober des vergangenen Jahres erhielten Bürgermeister und Stadtrat ein gemeinsames Schreiben der Schulleitung und der Leitung der Mittagsbetreuung unserer Jean-Paul- Grundschule. Zentraler Inhalt ist die bestehende Raumknappheit in der Schule. Die von der Mittagsbetreuung und dem Hort der AWO genutzten Räumlichkeiten stehen für eine schulische Nutzung nicht zur Verfügung. Moderne Unterrichtskonzepte und verpflichtende Angebote benötigen im Vergleich zur Vergangenheit mehr Räumlichkeiten.
Der mit dem Schreiben der Schule verbundenen Einladung zu einer Besichtigung der Schulräume und zum Austausch mit Schulleitung sowie Vertretern von Mittagsbetreuung und Hort ist unsere Fraktion gefolgt. Der beschriebene Platzmangel und damit der gegebene Handlungsbedarf wurde deutlich sichtbar.
Ab dem 1. August 2026 tritt stufenweise ein Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Grundschüler in Kraft. Nicht nur vor diesem Hintergrund gilt es sich zeitnah und intensiv mit der Entwicklung unseres Schulstandorts zu beschäftigen. Wir halten hier ausdrücklich eine ganzheitliche Betrachtung von Grund- und Mittelschule für zwingend erforderlich. Eine fachgerechte und intensive Ermittlung zukünftiger Raumbedarfe beider Schulen und einer zukünftigen Ganztagesbetreuung ist unerlässlich. Nicht nur, aber besonders durch die räumliche Nähe beider Schulen, erwarten wir Synergieeffekte, die es hierbei zu nutzen gilt. Die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagesbetreuung machen unseres Erachtens in jedem Fall bauliche Maßnahmen erforderlich. Für eine entsprechende Erst-Analyse und die damit verbundenen Planungskosten beantragen wir die Einstellung eines „Entwicklungsbudgets Zukunft Schulen“ im Rahmen des Haushalts 2023.
Wir sehen Finanzmittel hierfür als sinnvoll angelegt. Die Weiterentwicklung sichert und stärkt den Erhalt des Schulstandorts Schwarzenbach. Die SPD/Grünen-Fraktion beantragt die Aufnahme eines „Entwicklungsbudgets Zukunft Schulen“ in Höhe von 20.000€ im Haushaltsplan 2023.
Gleichzeitig erwarten wir, dass die Schulleitung und die Vertreter der Mittagsbetreuung der Jean-Paul-Grundschule von Seiten der Verwaltung umgehend Antwort auf ihr Schreiben bekommen. Zumindest bis zum Besuch unserer Fraktion am 17. Januar 2023 erfolgte dahingehend keine Rückmeldung.
Abschließend laden wir nochmals alle Mitglieder des Gremiums ein, sich unserem Termin an der Geschwister-Scholl-Mittelschule und dem Austausch mit der Schulleitung und dem Elternbeirat anzuschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Stumpf (Fraktionsvorsitzender)
Michael Haas (stellv. Fraktionsvorsitzender)
Antragsteller:
Fraktion SPD/Grüne vertreten durch
Michael Stumpf (Fraktionsvorsitzender)
Hirschsteinweg 4
95126 Schwarzenbach a.d. Saale