Seit Tagen prangte am evangelischen Vereinshaus in Schwarzenbach an der Saale das Banner mit der Einladung zum Festakt des Jubiläums 125 Jahre SPD- Ortsverein Schwarzenbach an der Saale. Ortvorsitzender Michael Stumpf konnte dazu am 04.05. im voll besetzten Saal und von vielen Helfern feierlich geschmückten Saal Bürgermeister Hans-Peter Baumann, SPD-Bezirksvorsitzender Jörg Nürnberger, MdB, Anette Kramme, parl. Staatssekretärin Arb.+Sozial.; Pascal Bächer, Vors. SPD-Hof/Land; ehemalige MdB Petra Ernstberger, Bertram Popp, 3. Bürgermeister sowie die anwesenden Stadt + Kreisräte und natürlich die Hauptrednerin Maria Noichl, MdEP willkommen heißen. Entschuldigt war verständlicher Weise 2. Bürgermeister Michael Haas, der am Tag zuvor zum ersten Mal Vater geworden war. In seinem Eingangsstatement betonte er, dass bei so einem Jubiläum der ältesten demokratischen Partei Deutschlands seine Gedanken immer den Frauen und Männern gelten, die für die Ziele der Partei standen. „Wir haben Geschichte, wir können Zukunft“, wie es auf der Festschrift betitelt wurde.
Bürgermeister Hans-Peter Baumann (CSU) bedankte sich in seinem Grußwort bei den örtlichen Sozialdemokraten für die gute Zusammenarbeit im Stadtrat, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist, schließlich habe die SPD in der Nachkriegszeit 53 Jahre das Stadtoberhaupt gestellt.
Jörg Nürnberger beschwor, wie zuvor auch Stumpf den Zusammenhalt aller demokratischen Parteien, trotz oft unterschiedlicher Meinungen, da vielerorts extremer Hass augenscheinlich wird, wie am Vortag in Dresden. „1933 beim Ermächtigungsgesetz waren es unsere Parteivorgänger, die sich dem entgegengestellt haben und darauf sind wir stolz und das ist unsere Verpflichtung! Unter Demokraten gilt mehr denn je eins: Zusammensetzen und miteinander reden! Staatssekretärin Anette Kramme ging bei ihrem Grußwort auf die Arbeitnehmerrechte ein, die ohne die SPD nicht zustande gekommen wären. Beide überbrachten die herzlichen Glückwünsche der Parteigliederungen.
Peter Heidler und Herbert Schmid, die den Festakt musikalisch mit Arbeiter-Liedern umrahmten, hatten viele Mitsänger bei ihrem Lied vom Moorsoldaten.
In einer Talk-Runde, geleitet vom Kreisvorsitzenden Pascal Bächer, konnte der mit Ex-Bürgermeister Alexander Eberl und Ortsvorsitzenden Michael Stumpf über Vergangenheit und Zukunft diskutieren. In seinem Grußwort schloss er Bürgermeister Baumann ein, „ es ist wichtig, dass man sich aus demokratischen Parteien zu solchen Anlässen besucht, denn nur so kann man daran arbeiten, dass unsere Kinder ein solches Leben haben, wie wir es hatten!“ Eberl erzählte von den Erinnerungen an seinen Urgroßvater und Großvater, Andreas und Rudolf Tröger, prägende Gestalten der Schwarzenbacher SPD. Ihre Erinnerungen aus der Zeit, in der SPD-ler verfolgt, verhaftet und inhaftiert – manche sogar im KZ waren, prägten ihn natürlich. In diesem Zusammenhang erinnert er sich auch an die Demonstrationen gegen die Republikaner, was zeigt, dass das Nazi-Gedankengut auch in seiner Jugend ein Thema war! Rückblickend aus seine Bürgermeistertätigkeit nannte er die Bürgerbeteiligung und der damit verbundene Ausdruck „Kleines Künstlerstädtchen“, in dem Zusammenhang besonders natürlich das „Erika-Fuchs-Haus.“ Im Zwang der geringen Finanzen stellte Michael Stumpf klar, das für die SPD im Stadtrat Schule und Kindergarten den Vorrang hätten. Über diese Kernausgaben müsse man reden. Stumpf: Wir reden mit jedem Demokraten!
Dann betrat die oberbayerische Urgewalt, die Rosenheimer Europaabgeordnete Maria Noichl die Bühne. Sie erinnerte gleich anfangs an die Zeit vor 125 Jahren, als der Zeitgeist in Deutschland bereits ein Nationalistischer war, was sie in vielen Beispielen belegte. Die Kolonialzeit hat ihre Spuren bis heute hinterlassen, auch für Deutschland. Schon damals war die internationale Solidarität für die „Sozis“ wichtig, indem man dem Gegenüber auf Augenhöhe begegnete. Das „Du“ was dabei gepflegt wird, ist anderen immer noch ein Dorn im Auge. Trotz des Lebens in Not war damals schon die Sehnsucht nach Bildung und Wissen in den Köpfen. Das waren Klassenkämpfe und in Europa war es nicht gerade spaßig. Die Sozialdemokraten und Freidenker waren es, die das Gebilde Europa stets vor Augen hatten. „Sie steckten sich einen Kleiderbügel im Kreuz und gingen voran“. Und heute sind wir wieder an einer Stelle, wo das erreichte von 20% rechter Konservativer in Frage gestellt wird. Es ist für sie besorgniserregend, wenn CSU-Mann Weber nach Italien zu Meloni reist, um sich derer Stimmen für von der Leyen sicher zu sein. Wo jetzt Hass und Lügen verbreitet werden, stellen wir uns in Europa entgegen und reichen nur jedem Demokraten die Hand. Ein herzliches Glückauf für der Schwarzenbacher Ortsverein für die nächsten 125 Jahre gab es zum Schluss. Stehender Beifall begleitete die Europaabgeordnete von der Bühne.
Den Abschluss des offiziellen Teil bildete nach alter Tradition das Lied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ und die gemeinsam gesungene Deutsche Nationalhymne. Ein gemütliches Beisammensein bei „Wärschd aus na Kess'l“, SPD-dekorierten Käsebrötchen, einer Geburtstags-Erdbeertorte und entsprechenden Getränken bei guten Gesprächen schloss sich an.
Bericht: Reinhard Püschel
Fotos: Bernd Rössler, Andreas Pedall, Eva Walther